Die Gesellschaft hat sich in den letzten Jahren stark verändert, was auch die Missionslandschaft beeinflusst. Der administrative Aufwand und die Anforderungen an Missionsgesellschaften werden in Europa immer grösser, während die Gewinnung von personellen und finanziellen Ressourcen für Nischen-Organisationen immer schwieriger wird. Gerade für kleinere Werke ist dies eine grosse Herausforderung.

Die Missionswerke stehen wachsenden Anforderungen und einer sich immer schneller verändernden Gesellschaft gegenüber. Missionare planen ihren Dienst in kürzeren Etappen von vielleicht 2-3 Jahren anstatt sich gleich für einen Langzeiteinsatz zu verpflichten. Junge Leute möchten vor oder nach dem Studium ein paar Monate Missionsluft schnuppern und die Welt nicht nur als Tourist entdecken. Das hat natürlich auch Einfluss auf die Spendengelder. Durch den vermehrten Personalwechsel steigen die Kosten und die Einsätze können weniger langfristig eingeplant werden. Gleichzeitig beobachten wir, dass unter den gut ausgebildeten Südamerikanern ein Bewusstsein für die Mission wächst und sie bereit sind, Verantwortung in der Missionsarbeit zu übernehmen. Meist können sie aber nur sehr schwer einen eigenen Trägerkreis aufbauen, der sie finanziell vollumfänglich trägt. Missionsorganisationen müssen sich diesen Veränderungen stellen. Das Gute daran ist, wir müssen es nicht alleine tun.

Zwei Werke, eine Berufung

Die Anfänge von indicamino reichen bis 1939 zurück, als Jakob Vögeli von einem Vortrag über Indigene im Amazonas Tiefland berührt wurde. Zuerst entstand eine Gebetsgruppe und 1956 die von Emil Rechsteiner geleitete Schweizer Indianer-Mission (SIM). Das Ziel der Missionsarbeit war und ist noch heute, unter den indigenen Volksgruppen in Südamerika, das Evangelium durch Ausbildung zu fördern. Das erste Missions- und Ausbildungszentrum entstand 1957 in Pucallpa, Peru. Später kamen das Theologische Institut in Huánuco (1965) im Bergland von Peru, sowie die Missions- und Ausbildungszentren in Bolivien (1976) und schliesslich Kolumbien (1995) dazu. In Lima entstand ausserdem ein Gästehaus für Missionare und Besucher, sowie verschiedene sozial-diakonische Projekte in den Slums. Leider trennten sich die Wege von Jakob Vögeli und der damaligen SIM.

Mit dem Wunsch, Theologie mit praktischer Arbeit unter Indigenen zu kombinieren, gründete Köbi Vögeli, Sohn von Jakob Vögeli, 1981 den Verein Licht in Lateinamerika (LiL). Kurz darauf entstand ein Ausbildungszentrum in Costa Rica, wo 1987 der erste Kurs mit den Fächern Landwirtschaft, Schreinerei und Mechanik in Kombination mit Bibelunterricht durchgeführt wurde. 1994 reisten zum ersten Mal auch Schüler aus den umliegenden Ländern wie Panama, Nicaragua und Honduras für die Kurse nach Costa Rica.

Beide Werke haben die Mission unter Indigenen in Südamerika und die nachhaltige Hilfe zur Selbsthilfe nach dem Leitvers aus 2. Tim. 2,2 gemeinsam. Die Gewichtung zwischen Theologie und praktischer Hilfe fällt jedoch unterschiedlich aus. Bei indicamino werden indigene Christen durch theologische Ausbildung in ihrem Glauben befähigt und gestärkt, damit sie Verantwortung übernehmen und selber missionarisch tätig werden. Die praktische Ausbildung im Bereich Mechanik, Schreinerei und weiteren Kursen leisten einen weiteren Beitrag zur Verbesserung der Lebensgrundlage. Bei LiL liegt der Schwerpunkt auf der praktischen Ausbildung von Indigenen, der Bibelunterricht und die Jüngerschaft ist aber ebenfalls ein fester und wichtiger Bestandteil. Den beiden Werken ist es ein Anliegen, dass das Evangelium in die Welt getragen und sich die Lebenssituation der Indigenen verbessert.

Ressourcen bündeln

Die Veränderung in der Missionslandschaft und die Parallelen zwischen LiL und indicamino, waren Auslöser für die Anfrage, die Markus Mosimann, Präsident des Schweizer Vorstands von LiL, 2019 an den Schweizer Verein von indicamino stellte: Könnten wir den Weg gemeinsam gehen?

In den darauffolgenden Kennenlerntreffen zwischen den beiden Vorständen sowie in vielen Sitzungen in einer Kerngruppe, welche sich mit einem externen Berater traf, wurden die Gemeinsamkeiten sowie die Möglichkeiten, Ressourcen und Knowhow von LiL und indicamino zu bündeln, besprochen. Besonders im Bereich der Administration, Finanzbuchhaltung und Zertifizierung, wurde schnell klar, dass eine Zusammenarbeit für das kleinere Team von LiL eine grosse Entlastung darstellen würde. Für die gesamte Arbeit, würde ein gemeinsamer Weg eine wertvolle Bereicherung darstellen.

Nach vielen weiteren Treffen, Gebeten und Diskussionen, sind wir nun soweit, einen ersten konkreten Schritt zu gehen und eine mögliche Fusion von LiL und indicamino auszuarbeiten. Dabei geht es um die Themen einer gemeinsamen Vision, die strategische und operative Führung sowie die Finanz- und Rechtsgrundlage. Im Frühjahr 2022 soll dann über eine Fusion entschieden werden.

Was heisst das?

Bei einer möglichen Fusion von LiL mit indicamino würde die Veränderung besonders die Verbindung beider Vereine, Vorstände und der Geschäftsstellen in der Schweiz betreffen. Die Arbeit von LiL in Costa Rica und indicamino in Südamerika, würde wie bisher fortgeführt und das Büro in der Schweiz würde durch die Zusammenarbeit entlastet. Beide Werke profitieren vom Austausch und stärken damit die gemeinsame Mission. Für die Unterstützer ändert sich vorerst nichts und wir werden euch selbstverständlich regelmässig über die weiteren Entwicklungen informieren.

Vielen Dank, wenn ihr in dieser spannenden Zeit für uns betet! Wir glauben daran, dass Gott sowohl die Arbeit von indicamino wie auch von LiL ins Leben gerufen hat und vertrauen darauf, dass er uns Weisheit schenkt, wie wir unsere Stärken in Zukunft vereinen und voneinander lernen dürfen.

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